RE: Autodesk Revit mit Berechnungssoftware - 2

Wir hatten Ende vergangenen Jahres noch eine Produktpräsentation von einem Händeler der REVIT und SOLAR-COMPUTER vertreibt.

Der Mitarbeiter des Händlers hat uns die Möglichkeiten von REVIT gezeigt, wovon wir beeindruckt waren. In REVIT ist das Handling der Modelle in anderes als in NOVA, da man hier IMMER im Gesamtmodell arbeitet und auch Rohrleitungen und Kanäle immer bereits eine Dimension hinterlegt haben. Es werden lediglich Höhenbereich bzw. Geschoße aus dem Gesamtmodell zur einfacheren Projektierung und besseren Übersichtlichkeit dargestellt.Das Thema mit den Geschoßübergängen wie in Nova exisitiert hier einfach nicht, da das Netz immer Zusammenhängend erstellt wird.
Fun-Fact am Rande: auch REVIT verwendet nur einen (möglichst potenten) Rechenkern.
Nachdem uns REVIT vorgestellt worden ist, haben wir uns die Übertragung über die Schnittstelle in SOLAR-COMPUTER angesehen. Die Übergabe der Heizlastberechnung hat ähnlich wie in Nova gut funktioniert.
Ich habe vor ca. 10 Jahren bereits mit SOLAR-COMPUTER gearbeitet und damals war die Übergabe von Rohrnetzen in die Berechnungen bereits möglich, wurde aber nicht wirklich genutzt, da es damals schneller war und weniger Ärger verursachte die Netze gleich von Hand einzugeben. Nun... - seit damals hat sich ein bisschen was verändert, aber zufriedenstellend war es für mich nicht, was hier präsentiert wurde. Vorallem sind nach einem Re-Import aus der Berechnung in das Modell massive Nacharbeiten notwendig.
Als danach noch das Angebot des Händlers für die Aktualisierung bzw. Neuanschaffung der erforderlichen Lizenzen von SOLAR-COMPUTER samt REVIT ins Haus flatterte, haben wir beschlossen, dass diese Kombination nicht für unser Büro geeignet ist.

In weiterer Folge hat uns LINEAR seine Produkte vorgeführt. Die Vorteile und Eigenheiten (Ribbon-Oberfläche usw.) von REVIT gelten auch hier, ABER die Berechnung ist im Vergleich zu Solar-Computer wesentlich besser integriert (angeblich hat LINEAR für Autodesk die entsprechenden Schnittestellen programmiert). Auch stülpt LINEAR seine eigene Eingabemaske für die Haustechnik über REVIT, dass sich für die Haustechnik ein besserer Arbeitsablauf ergibt - LINEAR nennt das Workflow. Jedenfalls hat uns die Präsentation wesentlich mehr beeindruckt, als die von SOLAR-COMPUTER.
Auch das Angebot von LINEAR samt REVIT war günstiger als jenes vom Händler über SOLAR-COMPUTER + REVIT.

Was allerdings bei Revit nicht funktioniert, ist die Erstellung von Schemata. Hier bietet Linear einen Schemagenerator an - dieser hat aber keine Verbindung zum Grundriss. Das entspricht aber meiner bisherigen Vorgehensweise in Nova, dass ich das Schema getrennt vom Grundriss neu gezeichnet habe.

Versuchsweise werden bei uns nun zwei Stationen auf den Betrieb mit REVIT und LINEAR umgestellt. Über die weiteren Erfahrungen werde ich euch informieren.

... bin schon auf den ersten Praxisbericht gespannt :-)

Wie ist nun der erste Eindruck bei der Verwendung von Linear statt Nova? Wie ist die Umstellung verlaufen und wie sehr muss man sich umgewöhnen (Handling)?

Vorab: Coronabedingt, hatten wir noch keine Chance eine Schulung durchzuführen. Derzeit habe ich noch immer das Gefühl, dass ich erst an der Oberfläche der Möglichkeiten von Revit/Linear kratze.
Ich persönlich und die Kollegen, die Revit einsetzen, halten die Entscheidung für Revit für eine Gute. Die Bedienung selbst ist komplett anders, wer allerdings schon mit AutoCad (mit Ribbon-Oberfläche) gearbeitet hat, wird sich trotzdem schnell zurecht finden.

Wir haben mit dem Jahreswechsel begonnen, Revit in unseren neuen Projekten einzusetzen. Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass Revit ein ungeheuer mächtiges Werkzeug für die Planung ist. Grundsätzlich besteht ja die Möglichkeit, dass eine komplette Planung von Architekt, Statiker, Bauphysiker, Haus- und Elektrotechnik mit Revit umgesetzt wird - und hier liegt einer der größten Vorteile von Revit. Der Architekt zeichnet die Wände mit ihrem Schichtaufbau und ich brauche das Gebäude - einfach gesagt - nur mehr in mein Projekt referenzieren, die Raumtemperaturen definieren und in die Heiz- und Kühllastberechnung von LINEAR importieren. Leider ist mir mir das nur noch nicht untergekommen, dass ich das Modell so einfach übernehmen konnte und musste das Modell selbst erstellen, was ähnlich wie in Nova funktioniert.

In der haustechnischen Planung wird auf eine Zeichnung in 1-Strich verzichtet (kann aber als optische Darstellung verwendet werden), sondern es wird in allen Gewerken gleich mit "richtigen" Rohren und Kanälen gezeichnet. Hier steht und fällt die Planung mit der Qualität der geladenen Familien. Die Familien sind im Prinzip die herstellerspezifischen Modell der Rohr und Formstücke. Revit und Linear und bringen von Haus bereits Familien mit, die aber teilweise nur mit Einschränkungen verwendet werden können. Teilweise müssen diese Familien noch nachgearbeitet werden, so dass sie den eigenen Anforderungen gerecht werden. Teilweise gibt es auch Alternativen im Netz zum Download.
Die Rohrnetze werden immer "im Ganzen" erstellt, es entsteht immer ein Gesamtnetz ohne Geschoßübergänge oder ähnlichem. Beim Verschieben von z.B. Steigsträngen werden diese immer über alle Geschoße gleich verrutscht und das Rohrnetz entsprechend angepasst. Die Arbeitsweise ist somit komplett anders als in Nova, bietet aber speziell bei Änderungen große Vorteile (z.B. bei Veränderung von Geschoßhöhen oder Deckenstärken, werden die Höhenlagen der Trassen automatisch mit angepasst). Werden Leitungen mit Bezug auf eine Wand vermaßt und die Wand wird verrutscht, werden die Leitungen mit gerutscht. Genauso kann man mit der Vermaßung den lichten Abstand von Leitungen festlegen, bei Änderungen an Durchmesser und Dämmstärken werden die Leitungen und alle Verbindungen ebenfalls mitgeschoben.

Zu den Highlights der Berechnungen:
- Revit/Linear erfasst z.B. die Luftvolumenströme der Luftauslässe in einem Raum und berücksichtigt diese bei der Heiz- und Kühllastberechnung.
- Revit/Linear erfasst bei der Berechnung von Heizungsrohrnetzen den Wasserinhalt und legt die benötigte Ausdehnungsanlage automatisch aus
- Bei Wohnungsstationen rechnet Revit/Linear mit einer wählbaren Gleichzeitigkeit und dimensioniert den benötigten Pufferspeicher - man kann sogar anwählen, ob das Leitungsvolumen der Anbindung der Wohnungsstationen beim Puffervolumen berücksichtigt werden soll oder nicht.
- Revit/Linear legt automatisch Regelungsventile aus
- Revit kann einen Massenauszug nur anhand der gezeichneten Bauteile ohne Berechnung machen
- Revit/Linear kann eine thermische Simulation der Trinkwassernetze anhand der Raumtemperaturen und der gwählten Dämmungen machen

Was mir nicht so gut gefällt an Revit/Linear und wo man Trimble ausdrücklich lobend erwähnen muss:
1. Der Support umfasst JÄHRLICH standardmäßig nur eine Dauer von zehn Stunden. Vor allem in der Anfangsphase ist das sehr wenig - wir habe die zehn Stunden in den ersten beiden Monaten durch gehabt. Zumindest bei uns habe wir keine Beschränkung bei Trimble gehabt.
2. Der Support nimmt sich auch mal ein paar Tage Zeit um ein Problem zu lösen, wo Trimble das Problem entweder am Telefon gleich löst oder zumindest innerhalb ca. eines halben Tags die Lösung präsentiert (und wenn es nur ein Work-around ist)
3. Trimble scheint auch bei der Anzahl der Support-Mitarbeiter die Nase vorne zu haben.

Was hingegen bei Revit/Linear wesentlich besser ist, dass es diverse Foren im Internet gibt, die die meisten Probleme schon gelöst haben. Die Hilfe bei Revit/Linear ist gigantisch viel besser, da sie online ist und ständig auf dem letzten Stand gehalten wird, teilweise sogar mit Videos, wie einzelne Funktionen richtig ausgeführt werden.

So also mal ein kurzer Abriss unserer bisherigen Erfahrungen mit Revit/Linear. Wir bereuen die Entscheidung PRO Revit/Linear keinesfalls und sind der Meinung, dass langfristig sich Nova womöglich nur mehr den geringeren Preis und evtl. den besseren Support als Argument haben wird.

P.S. Es ist witzig, dass die zuletzt hinzugekommenen und groß auf Youtube beworbenen neuen Funktionen von Nova mit Revit schon vorher möglich waren - Trimble guckt hier augenscheinlich über den Tellerrand ;-)

P.P.S. Auch Revit nutzt nur einen Prozessorkern mit möglichst hoher Taktfrequenz. Die Berechnung läuft durch das zusätzliche Programm auf einem anderen Prozessorkern. Durch das Arbeiten im 3D-Modell ist aber die Grafikkarte wesentlich mehr gefordert und hier evtl der Flaschenhals (wie wenn man in Nova ständig im Online-Shading konstruieren würde, wenn es ginge)

Das war ja schon sehr ausführlich. Dann werden wir uns jetzt mal den Vertreter von Linear kommen lassen :-)

Revit alleine geht schon, allerdings bringt REVIT nur rudementäre Berechnungsmöglichkeiten mit sich.
Für Berechnungen lt. den bei uns gültigen Normen für Heiz- und Kühllasten, Rohrnetze oder auch das Aufmaß für das Luftkanalnetz ist man auf ein Berechnungsprogramm (Linear ist nur eines von vielen, allerdings das Programm, das IMHO am Besten in Revit integriert ist) angewiesen.

Was ich bei meinem letzten Post vergessen habe zu erwähnen, ist dass ROHRLEITUNGEN UND KANÄLE MIT DEM ABRUNDENBEFEHL VERBUNDEN WERDEN KÖNNEN - ich liebe diese Funktion.

Ja

Wie sieht es bei der Heizlast mit Zwischengeschossen, oder schrägen Wänden aus (z.B. Außenwand in einer nach außen geneigten Fassade)?

Zwischengeschoße geht.
Schräge Wände habe ich noch nicht gehabt, sollte aber auch funktionieren.

Nicht vergessen, derzeit gibt es in Österreich 14% Förderung auf Neuanschaffung von Software

Wir testen ab nächster Woche das Programm liNear. Wir sind schon sehr gespannt auf die Unterschiede :-)