... und was uns sonst noch so beschäftigt » Zukunft des Planens

Mit allen Entwicklungen im IT-Bereich (KI, Augmented Reality) stellt sich mir die Frage, wie lange wir noch mit den heute aktuellen Software-Lösungen arbeiten werden und ob es nicht an der Zeit ist einen grundsätzlichen Cut zu machen und Planung komplett neu zu erfinden.

Immer mehr im Vordergrund rückt der "digitale Zwilling" des Gebäudes im Sinne von BIM, was ja bei der Vielzahl an Fachleuten, die am Bau beteiligt sind, auch theoretisch sinnvoll ist. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass BIM zu nutzen entweder an den Fähigkeiten der Mitarbeiter, der Performance der Programme oder an Schnittstellenproblematiken scheitert. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht in einem Riesenunternehmen arbeite, aber ich persönlich habe noch kein reinrassiges BIM-Projekt miterlebt. Weder in meinem Büro noch aus anderen Büros davon gehört.

Mein Eindruck ist, dass sich trotz der vielen Jahre, wo BIM am Markt ist, sich in der Praxis nicht durchgesetzt hat und womöglich nicht durchsetzen wird.

Ich stelle mir die Zukunft der Planung so vor (Wunschdenken): Ähnlich wie in einem Videospiel (z.B. Minecraft) liegt auf einem Server im Netz der digitale Zwilling des Gebäudes. Alle Planer loggen sich über eine einheitliche Client-Software ein, um zeitlich versetzt oder auch parallel am Zwilling zu arbeiten, ähnlich wie auf einer realen Baustelle. Dabei bewegt man sich frei schwebend durch den digitalen 3D-Raum und fügt Rohrleitungen hinzu, platziert Lüftungskanäle, zieht Wände ein. Die Bearbeitung kann am PC-Bildschirm oder mit einer VR-Brille erfolgen. Wenn ich mir so anschaue, was im Videospielbereich mittlerweile auf die Beine gestellt wird, kann die Entwicklung einer derartigen Software mit vertretbarem Budget doch umzusetzen sein.

Wie seht ihr das Thema? Wird weiterhin an BIM festgehalten? Wird die Planungswelt von morgen ganz anders aussehen? Welche "Visionen" habt ihr?

Erst einmal wird BIM von vielen Beteiligten unterschiedlich genutzt und zwar meistens als Synonym für Planung in 3D, dabei stecken da noch soviel mehr Ideen dahinter.

Zu deiner Beschreibung. Für uns (mittelständisches Ingenieurbüro) sind BIM-Planung Normalität. Es ist nicht ganz so wie du es beschreibst, aber wir bekommen regelmäßig ein 3D Modell des Statikers und Architekten und legen das hinter unsere TGA Planung. Der einheitliche Client kann umgangen werden durch den einheitlichen ifc-Dateiformat. Zeichnen in 3D stell ich mir unglaublich anstrengend vor und in keiner weise einfacher. Manchmal macht es einfach Sinn Dinge zu vereinfach und da denke ich ist das 1-Strich Zeichnen das einfachste.

Was ich mir für KI vorstellen könnte wäre die Trassenplanung. Man definiert Trassenbereiche, Schächte, Zentralen und die KI zeichnet die Rohrleitungen, Kanäle, Elektrotrassen anhand Höhen aus dem IFC-Modell.
Das wird aber noch einige Jahre dauern. Spannendes Thema jedenfalls! Gute Frage!

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Software-Häuser (nicht nur TGA-Software sondern auch Hochbau-Software) gerade mit Hochdruck daran arbeiten KI in die bestehenden Systeme zu integrieren. Das Thema ist momentan einfach zu heiß als dass man einen Bogen darum machen könnte. Eine Trassenführung mit KI-Unterstützung zu "zeichnen" oder zu generieren sollte locker machbar sein. Ich glaube / hoffe es dauert nicht mehr lange bis wir erste Ansätze in der Richtung sehen.

Ob das Zeichnen in 3D anstrengend ist, hängt m.E. davon ob wie es eingebunden wird, wie also die Bedienung ist. IKEA hat eine Planungssoftware, die gute Ansätze hat und wo das Platzieren von Möbelstücken gut von der Hand geht.

Zum Thema BIM: Vielleicht habe ich dich falsch Verstanden, aber wenn der Statiker "mal" ein IFC-Modell rüberschickt zum Vergleichen, wäre das für mich noch keine BIM-Normalität. Das wäre für mich erst dann erreicht, wenn es zwischen allen Planern keinen Austausch mehr von dwgs gibt sondern ausschließlich IFC-Dateien versendet werden. Von der Vorplanung bis zur Ausführungsplanung und ggf. Montageplanung / Revisionsplanung. Das würde mich ernsthaft interessieren, ob ein derartiger "Workflow" bei euch im Büro bereits in einem Projekt durchgeführt wurde.

Es ist auf jeden Fall eine spannende Zeit gerade. Ich hoffe, dass besonders die KI einen nennenswerten Mehrwert für viele Bereiche, nicht nur in der Planung, liefern wird. Schade wäre, wenn es bei den aktuellen "Spielereien" bliebe, die verfügbar sind.

Da hast du natürlich Recht, hin und wieder eine ifc-Datei zu versenden ist kein BIM-Workflow. Unser aktuelles Projekt ist auch kein BIM Projekt. Vergangene Projekte für den Bund folgten aber bereits nach dem von dir beschriebenen Ansatz.